1837 – 1911
Sie kam zu mir in roter
Dämmerstunde;
Der Garten lag von Veilchen
überblaut,
Und plötzlich stand sie vor
mir, ohne Laut,
Und sah mich an aus blauem
Augengrunde.
Vom ersten Grün der stillen
Blätterrunde
Hob sich ihr Antlitz
wunder-fremdvertraut,
Und leis nun bog sie sich
gleich einer Braut
Und küßte mich mit warmem,
weichem Munde.
Wer bist du? frug ich. Und sie
schlug die Lider
Fast schelmisch auf des süßen
Augenpaars,
Durch Tränen lächelnd: „Sieh,
nun kommt der Flieder!“
„Noch schau’ ich unter ihm
dich braunen Haars,
Und grüßen wollt’ ich einmal
noch dich wieder
Mit letztem Kuß.“ – Ach, meine
Jugend war’s